Der Weg ist das Ziel

Ich nehme mir gerade eine Auszeit und bin in der Schweiz. Heute war mein Wandertag. Mit der Seilbahn rauf auf die Rigi (1420 Meter hoch). Mein Ziel: Panoramaweg bis nach Scheidegg, ca. zwei Stunden ein Weg.

Eine atemberaubende Aussicht erwartet mich oben! Von einem Teil des Weges sehe ich auf den Vierwaldstätter See. Der Weg ist steinig und fest.

Ich bemerke, dass ich schnell mein Ziel erreichen will und gönne mir kaum Pausen, um die Aussicht zu genießen. So komme ich schnell an meine Grenzen und aus der Puste, da es teilweise bergauf geht. Kurz vor dem Ziel steht ein Wegweiser zu einer steilen Treppe: „Abkürzung zur Scheidegg“. Super wunderbar! Ich lese nur „Abkürzung“ und denke, dass ich dann eher an meinem Ziel bin. Die Treppe ist wirklich steil! Mit rotem Kopf, der Schweiß läuft mir den Rücken hinunter, bin ich jetzt zwar fünf Minuten eher auf dem Berg, jedoch total fertig. Eine Bank! Super! Ich nehme mir fünf Minuten, um mich auszuruhen. Ha! Und bin somit auch nicht viel eher an meinem Ziel angekommen.
Jedoch beschwerlicher. Noch 700 Meter, dann habe ich mein Ziel erreicht. Toller Blick. Ich gönne mir eine Verschnaufpause und mache mich dann bereit für den Abstieg.
Schon fällt mir auf, dass ich mir keine Zeit nehme, mein Ziel zu genießen. Mir auf die Schultern zu klopfen: „Super, Heike! Gut gemacht!“ Und es fällt mir wie Schuppen von den Augen:
Ich kann mein Ziel nicht genießen und schaue mich nach einem neuen Ziel um! Ich nehme mir damit ein Wohlgefühl von „Ich habe es geschafft. Ich bin super!“ Mein Selbstbewusstsein wäre wieder ein Stück gewachsen.

Auf dem Rückweg lasse ich mir mehr Zeit. Bergab hat auch seine Tücken. Ein Wegweiser lässt mich aufblicken. „Zur Rigi Seeseite 1 Stunde 50“ und ein anderes Schild „zur Rigi 1 Stunde 40“. Die Seeseite zurück ist neu, also nehme ich diese. 10 Minuten länger, das schaff’ ich auch noch.

Der Weg geht steinig bergab. Ich muss mich sehr auf den Weg konzentrieren. Rutsche dreimal aus und dann kommt eine Weide mit Kühen, durch die ich durch muss. Ich weiß, die tun mir nichts und doch entscheide ich mich zurückzugehen. Der Weg würde auch steinig weiter gehen. Das ist mir zu gefährlich mit diesen Schuhen.
Also wieder hoch! 10 Minuten runter, 10 Minuten wieder rauf! Was soll ich sagen? Total fertig oben angekommen. Erst mal Pause machen. Aussicht genießen.

Danach gehe ich den gleichen Weg zurück, wie den Hinweg. Doch ich lasse mir mehr Zeit. Genieß die Aussicht. Mache Fotos und kleine Videos. Herrlich! Ich komme ins Schlendern, ins Trödeln. Viele überholen mich. Mir egal. Ich mache weiter in meinem Slow-Rhythmus.

Nach sieben Stunden liege ich erschöpft auf meinem Sofa. Nur noch die Beine hoch legen! Nix mehr machen.

Mein Resümee:
Heute ist mir klar geworden, dass wenn ich mein Ziel erreichen will (egal welches Ziel) ich dafür meine Schritte gehen muss. Es wird nicht auf mich zukommen.
Doch: Muss ich erst bis an meine Grenze oder sogar über meine Grenze gehen, bis ich mir eine Pause gönne? Darf ich auch vor meiner Grenze bleiben und es mir gut gehen lassen? Ich meine, ich bestimme die Grenzen und auch meine Pausen. Vielleicht brauche ich auch Zwischenziele.

Doch wenn ich auf dem Weg bin und nur mein Ziel erreichen will, habe ich keine Zeit und Muße den Weg dorthin zu genießen. Und es gibt vielleicht mehrere Möglichkeiten, wie du dein Ziel erreichst. Es muss nicht immer der schwerste Weg sein, um dir etwas zu beweisen. Muss man sich etwas beweisen? Darf es auch leicht sein?
Mit Unterstützung und Hilfsmitteln, mit einer Gruppe, alleine oder mit einem Coach?
Mit der Bahn, dem Flugzeug, dem Rad, dem Auto oder zu Fuß?
Und wenn du mal vom Weg abkommst? Macht nix. Du kannst ja zurückgehen und einen anderen Weg wählen oder einen bewährten Weg weitergehen.
Du siehst, es gibt viele Möglichkeiten.

Wie kannst du das Gelesene auf deinen Yoga-Weg beziehen?
Ich bin gespannt. Lass es mich gerne wissen.
heike.fischer@muenster.de

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